Timer für Treppenlichtschaltung mit IC CMOS 4060
Ein Treppenlicht-Timer soll eine für mindestens 1
Minute Licht geben, oder sogar noch für deutlich längere Zeiten. Etwa
gar 10 Minuten. Der Timer 555 ermöglicht Zeitschaltungen per RC-Glied. 1
Minute RC-Glied bedeutet einen Kondensator von 600 µF bei einem
Widerstand von 100 K. Man kommt da leicht zu unhandlich großen
Kondensatoren. Daher erschien dem Verfasser sinnvoll, als Timer einen
CMOS Baustein 4060 zu verwenden.

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Schaltplan
1:Oszillator mit Frequenzteiler CMOS 4060
Standardschaltung mit RC-Oszillator
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Das IC 4060 enthält neben zwei Invertern für
die RC- (oder Quarz-)Oszillatorschaltzung noch zusätzlich einen
14-stufigen Frequenzteiler. Laut Datenblatt schwingt der
RC-Oszillator nach der Standard R-C- Beschaltung, wie sie im
Schaltplan an den IC-Pins 9,10 und 11 dargestellt ist, mit der
Periodendauer T nach der Formel
T = 2,2 * R1 * C1
Weil Interesse an einer möglichst hohen
Periodendauer besteht, wählen wir hohe aber doch gut erhältliche Werte
für Widerstand R und Kondensator C zum Beispiel R = 10k und
C = 100nF. Dann folgt eine Periodendauer von 2,2 Millisekunden. Nach dem
Ablauf von 213 = 8192 Oszillatortakten
also
2,2* 8192 = 18022 = Millisekunden ≅ 18
Sekunden
geht der Ausgang Q14 auf hohen Pegel und
der Transistor Q2 schaltet das Treppenlicht aus. Der Frequenzteiler hat
die Treppenlichtzeit von 2,2 Millisekunden auf 18 Sekunden verlängert.
Das ist aber immer noch viel zu wenig für ein Treppenlicht. Wenn längere
Ablaufzeiten mit dieser Schaltung gewünscht sind, müsste etwa der
Widerstand R erhöht werden. Das könnte die Schaltung störanfällig
machen. Also kommt die Erhöhung der Kondensatorkapazität in Betracht.
Die Standardschaltung sieht leider einen ungepolten Kondensator vor.
Nennenswert größere Kapazitäten sind da nicht günstig zu beschaffen.
Viel günstiger wären Elkos für diesen Zweck. Sie sind aber gepolt und
für die Standardschaltung nicht geeignet.
Mit einem Widerstand mehr kann ein alternativer RC-Oszillator aufgebaut
werden, der sich für einen gepolten Kondensator im RC-Glied eignet.

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Schaltplan
2:Oszillator mit Frequenzteiler CMOS 4060
Alternativer RC-Oszillator mit gepoltem Kondensator
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Viele Menschen werden nicht sofort
erkennen, wie die beiden Oszillatorvarianten funktionieren.
Sehen wir uns daher den Oszillatorteil im CMOS 4060 genauer an. Im
Inneren sind zwei Invertoren hintereinandergeschaltet und an den IC-PINs
9. 10 und 11 zugänglich.
Das Schaltschema dazu:

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Schaltplan
3:Oszillatorinnenschaltung von CMOS 4060
mit herausgeführten Pins
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Zum Verständnis der Oszillatorfunktion eignet sich der Simulator
"ltspice" - ein Windows-Programm, das unter dem Alternativ-Emulator
WINE gut gestartet werden kann. In ltspice wurde der Schaltplan 2
mit wenigen Mausklicks eingegeben und mit RC-Glied vervollständigt.
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Schaltplan 2a: Schaltplanvariante für die ltspice-Simulation
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Als LTSPICE - Modell für die Simulation
der Invertoren wurde der Operationsverstärker "UniversalOpamp2"
eingesetzt. Tatsächlich verhält sich doch ein Operationsverstärker,
dessen +Eingang auf den Pegel der halben Versorgungsspannung gelegt
wird, wie ein Inverter. Für diejenigen, die nicht in die Geheimnisse der
SPICE - Modelle von LTSPICE eindringen, sondern das System aus der Box
benutzen wollen, sind Versuche angesagt. Zum Modell "UniversalOpamp2"
sind in der Bibliothek von LTSPICE zahlreiche Alternativen denkbar.
Viele Modelle der Operationsverstärker aus dem Angebot von Linear
Technology sind verfügbar. Manche funktionieren in der Simulation dieser
Schaltung, viele aber auch nicht. Auch der idealisierte
Operationsverstärker "Opamp1" und der "Inverter" bewähren sich nicht für
die Simulation des Oszillators nach Schaltplan 2a. Bei den idealisierten
Oerationsverstärkern/Invertoren wird der Grund auch schnell einsichtig.
Als Zwischenergebnisse der Simulation können Spannungen von vielen 1000
Volt in der Schaltung erreicht werden, da die idealisierten Bauteile
keine Begrenzung durch die Versorgungsspannung im Modell drin haben.
Auch ist zu beobachten, dass die Simulationen mit den zu steilen Flanken
der Ideal-Bauelemente Probleme haben können und nach langen Rechenzeiten
oft nicht zu einem Ende konvergieren.
Wie gesagt: Mit dem Modell "UniversalOpamp2" klappt die Simulation der
Oszillatorschaltung sofort.
LTSPICE Simulation des RC-Oszillators nach Schaltplan 2a
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Aus dem simulierten Oszillogramm folgt
genau die Periodendauer 2,2 Millisekunden, die laut Datenblatt für die
Standardschaltung für den Oszillatorteil des IC CMOS 4060 zu erwarten
war.
Oszillatorschaltung für gepolte
Elektrolytkondensatoren
Auch die Oszillator-Schaltung 2 kann mit LTSPICE simuliert werden.
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Schaltplan 3a: Schaltplanvariante mit Elko im RC-Glied in
ltspice-Simulation
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LTSPICE Simulation des
RC-Oszillators nach Schaltplan 3a
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Aus dieser simulierten Oszillation lässt sich eine Periodendauer von
4,52 Millisekunden erkennen. Zum Vergleich wurde das Analogon dieser
Schaltung mit einem Baustein CMOS 4060 tatsächlich aufgebaut.

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Lochraster-Aufbau von Schaltung 3a
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Eagle-Entwurf für Lochraster-Aufbau von Schaltung 3a
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Die Realschaltung schwingt mit einer Periodendauer von von 6
Millisekunden. Also etwas langsamer als der Simulator mit gleicher
Bestückung. Mit dem Oszilloskop ließ sich auch die Ursache finden: Die
erste Inverterstufe hat einen in der Schaltung merkbaren
Innenwiderstand, der den Ladestrom des Kondensators C verringert und
einen vergleichsweise geringen Verstärkungsfaktor, wodurch ebenfalls die
Umladung des Kondensator verlangsamt wird. Man muss also mit
längeren Periodendauern rechnen, als in der Simulation bei gleicher
Beschaltung mit Widerständen und Kondensator.
Zum weiteren Vergleich der Schaltungen 2a und 3a wurde das typische
RC-Glied mit R=10k und C=100n simuliert. Die Standardschaltung (2a)
ergibt, wie oben gesagt eine Periodendauer von von 2,2 Millisekunden.
Mit den Hilfswiderständen R1 = 47k und R2 = 100k findet der Simulator
für die Schaltung von Typ 3a eine Schwingungsperioden-Dauer von 3,3
Millisekunden. Auch hier die Verlängerung der Periodendauer.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass in Schaltung für gepolte
Kondensatoren (3a) Die Hilfswiderstände R1 und R2 durchaus einen
deutlichen Einfluss auf die Periodendauer ausüben. Versuche mit dem
Simulator haben gezeigt, dass eine Schwingung nur in Gang kommt, wenn
die Bedingung R1 < R2 eingehalten wird. Die Periodendauer wird umso
stärker verkürzt, je ungleicher die Widerstände R1 und R2 gewählt
werden. Wenn der Oszillator nicht anschwingt, kann es sich lohnen, einen
kleinen Kondensator gegen Erde an den Minuseingang des ersten Inverters
vorzusehen. Auch ein Stützkondensator für die Versorgungsspannung
verbessert die Schwingungseignung der Schaltung.